Teilnahme am Deutschen Architekt*innentag in Berlin: „Räume stärken“

Architektinnentag räume stärken, innenarchitektur Berlin

Am 29.09.2023 fand der Deutsche Architekt*innentag im wunderbaren Gebäude der Kongresshalle (BCC) in Berlin statt. Inga Ganzer nahm daran teil, hörte den Reden und Fachdiskussionen zu, traf Kollegen und Kolleginnen und freute sich mit den Preisträgern und Preisträgerinnen des Deutschen Innenarchitekturpreises (DIAP). Eine beeindruckende Veranstaltung, die die Planungsbranche als gefühlte große Gemeinschaft zusammenführte. Trotz vieler Bekenntnisse, Absichtserklärungen und empfundener Aufbruchstimmung wurden aber auch die Hemmnisse für nachhaltiges Bauen im Bestand deutlich.

Was bleibt als Eindruck von den vielen hochkarätigen Reden?

Eine Transformation ist dringend nötig, Maja Göpel zeigte charismatisch und eindringlich die Erkenntnisse der Wissenschaft und die Notwendigkeit des Handelns, um Kipppunkte beim Klimawandel und Artensterben zu verhindern. Sie schaffte es, Emotionen zu erzeugen, etwa, wenn auf die Frage nach „Was ist Vermögen?“ unser Erdball auf der Folie eingeblendet wird.

Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hielt eine Grundsatzrede zur Bauwende. Im Gedächtnis bleibt, dass ein Minister sehr wohl den Leerstand eines lokalen Schuhladens bedauert und auch deshalb das Bauen im Bestand (zuständig für Sanierungen ist sein Ministerium) begrüßt. Allerdings wird auch klar, dass ein Minister sich nicht in allen Fachgebieten auskennen kann und dass das Engagement und der enge Austausch von und mit der Bundesarchitektenkammer nicht hoch genug geschätzt werden kann.

Christoph Ingenhoven stellte viele spannende Projekte vor, die Utopien von Hochhäusern und gestapelten Stadtlandschaften mit viel Grün in die Wirklichkeit umgesetzt haben. Eindrücklich stellte er klar, dass viele der grünen utopischen Anteile nicht in der Aufgabenbeschreibung standen, sondern vom Büro vorgeschlagen wurden – ein Wink mit dem Zaunpfahl an alle Planenden.

Camilla van Deurs, Stadtarchitektin für Klimaschutz in Kopenhagen erläuterte anschaulich die Konzepte der Stadt für Natur- und Klimaschutz, vor allem aber für das Wohlbefinden der Menschen in der Stadt. Und auf die Frage von Tillman Prinz, wie man diesen Vorsprung in kurzer Zeit in Berlin und anderen deutschen Städten aufholen kann, ermunterte sie schlicht zum Nachmachen und Ideenklau.

Ganz am Ende hielt Francis Kéré mit seiner Präsentation dem Publikum den Spiegel vor. Mit wie wenig man an anderen Orten der Welt etwas verbessern kann, und dass das auch noch menschlich, ästhetisch und suffizient ist, macht nachdenklich, ebenso die von ihm beschriebenen Hemmnisse und die Bürokratie in Deutschland. Ein guter Abschluss für diesen Kongress und zu Recht stehende Ovationen.

Auf der Veranstaltung wurde auch der DIAP verliehen, der Deutsche Innenarchitekturpreis. Eine tolle Errungenschaft, die Verleihung mit diesem Kongress zu verbinden – gleichzeitig sehr, sehr schade, dass sich der Saal vor der Verleihung auf ein Drittel leerte. Dabei hieß doch das Motto des DAT “Räume stärken”. Und nach einer wohl kontroversen Jurysitzung wurden gesellschaftsrelevante Projekte prämiert:
Die behutsame, ästhetisch ansprechende Umnutzung einer denkmalgeschützten Villa für öffentliche Zwecke (Robert Piotrowski), wunderbar genutzter und gestalteter Wohnraum auf kleiner Fläche (Elisabeth Müller), eine Sparkassenfiliale in Wuppertal , die zum Treffpunkt mit Mehrwert wird (Heiner Kolde, bkp GmbH) und auch der schillernde 1. Platz (Innenarchitekt Markus Schmidt von der Stuttgarter Ippolito Fleitz Group – Identity Architects Group) zeigt einen Raum mit Mehrfachnutzung tags und am Abend, als Co-Working, Kantine, Bar für Öffentlichkeit und Angestellte, der ein Gewerbegebiet belebt – auch das ist nachhaltig.

Die Bundesarchitektenkammer hat den gesamten Kongress gut dokumentiert: Zum Artikel “Das war der DAT23” geht es auf DABonline und auch die Vorträge sind abrufbar.

Danke an alle, die den Tag organisiert und gestaltet haben!

 

Bilder vom Architektinnentag räume stärken, innenarchitektur Berlin

Aktuelles

Denkmalpflege vor Ort im Zenner

In der Reihe „Denkmalpflege vor Ort“, einer Kooperation von Architekten- und Baukammer und dem Landesdenkmalamt, werden interessante Sanierungen und zeitgenössische Ergänzungen vorgestellt....

Wellnessoase mit Ausblick – Mini-Bad raffiniert geplant

Wie schafft man einen Wohlfühlraum auf innenliegenden vier Quadratmetern? Nach 25 Jahren war das kleine fensterlose Bad einer Berliner Altbauwohnung sanierungsbedürftig....

Der bdia – ein starker Berufsverband lebt von engagierten Mitgliedern

Am 17./18. November 2023 nahm Juliane Moldrzyk, Vorsitzende des bdia Landesverbands Berlin-Brandenburg, zuerst an der Bundesratssitzung teil ....