Grundschule nachhaltig und lernfördernd

Ein fotorealistisches Rendering, das einen Blick in den Gemeinschaftsbereich des Clusters in der Grundschule zeigt. Raumbestimmend ist ein längliches Holzpodest mit Stufen und grünem Linoleumbelag. Darauf im Vordergrund ein stilisierter Holzbaum mit Dekoration. In der Mitte erkennt man eine Vertiefung mit Sitzkissen und im HIntergrund ein Weidenhäuschen. Kinder spielen und schauen. Ein Elternteil zeigt auf Kinderbilder in einer Vitrine. Die Decke ist mit Holzwolleplatten belegt.

Grundschule:

5 Anregungen für nachhaltige Lernräume

(Visualisierung: chora blau Visualisierung + Grafik)

Im Rahmen des Wettbewerbs arbeiteten wir gemeinsam mit Roedig.Schop architekten + partner und Chora Blau Landschaftsarchitektur an einem Entwurf für die Grundschule Lemgo-West. Das geforderte umfangreiche Raumprogramm zeugte von einem durchdachten Konzept. Es galt, dieses in einen Entwurf zu überführen und zu visualisieren. Was macht eine zeitgemäße und zukunftsfähige Lernumgebung aus?

1. Flexible Raumkonzepte, multifunktionale und tageszeitunabhängige Nutzung

In konventioneller Nutzung steht eine Grundschule am Nachmittag, am Wochenende und in den Ferien leer. Eine Offene Ganztagsschule (OGS) bietet jedoch auch Nachmittagsbetreuung, also ein integriertes Hortangebot. Die Unterrichtsräume und die angegliederten Aufenthalts- und Spielbereiche können so auch am Nachmittag mit Leben gefüllt werden. Eine kleine Küchenzeile im OGS-Raum ermöglicht Imbiss- und Getränkeversorgung im Lernumfeld und kann auch für gemeinsames Backen oder Hauswirtschaftsimpulse genutzt werden.

Große Räume wie Mensa und Aula oder auch eine Schulbibliothek bieten viel Platz für Aufführungen, Zusammenkünfte und Schulfeste. Wenn diese Räume auch der Öffentlichkeit zugänglich sind, kann eine Schule ein Begegnungszentrum im Stadtviertel werden und sogar außerhalb der Lernzeit ihre Türen öffnen. Ob Musikveranstaltungen, Lesungen, Konfrenzen oder Kursangebote, die Räume werden „24/7“ genutzt: Eine zentrale Forderung der Phase Nachhaltigkeit. Gut, wenn das Nutzungskonzept dies berücksichtigt und bürokratische Hürden dem nicht entgegenstehen!

2. Gesunde, biophile Raumgestaltung und Bezug zur Natur

Wohlbefinden hängt eng zusammen mit dem Bezug zu Natur, natürlichen Materialien und Farben, gesunder Raumluft und Helligkeit. Gesunde und emissionsfreie Materialien sollten in einer Schule selbstverständlich sein. Naturtöne und Pflanzen wirken beruhigend. Stark farbige Gestaltung mag auf den ersten Blick kindgerecht erscheinen. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass die Kinder selbst, ihre Kleidung, Spielzeug, Sitzkissen, Ranzen usw. Farbe in das Gebäude bringen. Starke Farben haben auch eine starke psychologische Wirkung, die berücksichtigt werden sollte. Wir plädieren daher für eine „Bühne“ aus sanften, natürlichen Tönen und hellem Holz. Tageslicht sollte bestmöglich genutzt werden – gleichzeitig muss es Hitze- und Blendschutz geben. Künstliche Beleuchtung muss hell genug für das Lernen sein, sollte aber auch differenzierte Angebote machen für Pausen und Ruhezeiten.

Der Blick nach draußen bzw. die Möglichkeit, Unterricht und Pausen im Freien abzuhalten, sind ein wesentlicher Aspekt für gesundes Lernen. „Grüne Klassenzimmer“ entstehen inzwischen an vielen Orten. Bäume und Sträucher auf dem Schulhof, begrünte Fassaden, Insektenwiesen und Schulgartenangebote sollten selbstverständlich sein.

3. Rückzugsräume und Gemeinschaftsorte

Ähnlich wie in modernen Arbeitswelten sollte auch eine Schule verschiedene Angebote für das Lernen und Spielen machen. Klassenräume und Spielflächen sowie Aula und Mensa dienen dem gemeinsamen Lernen und der Gemeinschaft. In Differenzierungsräumen werden gesonderte Lernangebote für kleinere Gruppen und Einzelförderungen ermöglicht. Spielmodule mit Hütten, zweiten Ebenen oder Snoozle-Ecken bieten Rückzug und Ruhezonen. Dabei kann die Raumgestaltung gerade in einer Grundschule komplexe Anforderungen unterstützen: individuelle Angebote für jedes Kind unterbreiten, die Aufsicht durch die Lehrkräfte jederzeit ermöglichen, Gemeinsamkeit und Rücksichtnahme fördern, motorische Fähigkeiten ausbauen.

4. Teilhabe – Design for all

Barrierefreiheit ist ein wichtiger Aspekt. Schon allein die Gestaltung für Kinder erfordert Sensibilität und Kenntnis zu Höhen, Abständen, Dimensionen. Sicherheit steht an erster Stelle, wenn es um Absturzsicherungen, Klemmschutz und die Vermeidung von scharfen Kanten geht. Rollstuhlgerechtes Bauen ermöglicht nicht nur Teilhabe, sondern wirkt auch praktisch im Alltag für Buggys, Laufräder und Puppenwagen. Eine gute Orientierung kann durch Farben, gut lesbare Beschriftung und kindgerechte Piktogramme erreicht werden. Eine gute, d.h. in diesem Fall gedämpfte Raumakustik, ist besonders in Umgebungen für Kinder essentiell.

5. Fantasie anregen

Hermann Hertzberger prägte die Idee von „polyvalenten Formen“. Er meinte damit, dass Bau-Elemente und Möbelangebote dazu anregen, sie verschieden zu interpretieren und immer wieder anders zu nutzen. Podeste und Vertiefungen, Mauern, Absätze, Vorsprünge und Nischen werden in der Fantasie der Nutzenden – vor allem der Kinder – zu Landschaften, Höhlen, Schiffen, Verkaufstresen und vielem mehr. So, wie manche Spielkonzepte nur mit Decken, Tüchern, Seilen und einfachen Bausteinen arbeiten, so kann auf diese Weise die Architektur selbst zur Spielwelt werden, ohne vielgestaltiges Spielzeug zur Verfügung stellen zu müssen. Kinder haben Fantasie – lassen wir diese in den Gebäuden für Kinder aufleben!

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