Wellnessoase mit Ausblick – Mini-Bad raffiniert geplant

Wellnessoase mit Ausblick

Wie schafft man einen Wohlfühlraum auf innenliegenden vier Quadratmetern? Nach 25 Jahren war das kleine fensterlose Mini-Bad einer Berliner Altbauwohnung sanierungsbedürftig. Die Auftraggeberin vertraute einem Innenarchitekturbüro die umfassende Neugestaltung an.

Mini-Bad Oase in Berliner Altbau

Das alte Bad hatte mit weißen, kleinformatigen Fliesen, dunkelrotem Anstrich, Aufputz-Spülkasten und verschiedenen offenen Verstaulösungen eher WG-Charme und damit definitiv Aufholbedarf. „Modern und geradlinig“ war die Zielstellung der Kundin. Da die Nutzerin sehr viel beruflich unterwegs ist, waren auch die pflegeleichte Handhabung und ein Wohlfühl-Ambiente wichtige Aspekte. Die Eigentumswohnung erlaubte eigenes Engagement und die Investition in einen solchen Erholungsort.

Grundriss Mini-Bad

Es galt zunächst, den Raum baulich und optisch zu „beruhigen“. So wurde die Vorwandinstallation an der Stirnseite der Badewanne für Waschtisch und wandhängendes WC und Spülkasten verlängert, dabei jedoch nur so hoch wie nötig ausgeführt. Der Raum darüber ist raffiniert als Einbaubadschrank mit Spiegel und kleiner offener Ablage ausgeführt – eine detailliert geplante Tischleranfertigung. Der Waschplatz wird gestalterisch betont: Ablage und der Spiegel greifen die Breite des Beckens auf. Der Stauraum über dem WC ist dagegen geschlossen in Holzdekor ausgeführt. Durch Push-to-open-Technik kann auf ablenkende Griffbeschläge verzichtet werden, was zusätzlich zu einem klaren Erscheinungsbild beiträgt. Die Blende im unteren Teil nimmt den Spüldrücker auf und passt sich in der Höhe dem offenen Ablagefach rechts daneben an.

Detail der Wanne mit Fotomotiv als Rückwand, geplant von raumdeuter, Innenarchitekt in Berlin, kleines Mini-Bad

Zu einem freundlichen und ruhigen Eindruck tragen die mittelformatigen Wandfliesen in Sandsteinoptik mit fast unsichtbarer Fugenausführung bei. Sie sind nur im absolut notwendigen Spritzwasserbereich eingesetzt, um nicht zu drückend zu wirken und werden ansonsten durch einen hellen Wandanstrich ergänzt.
Die Bodenfliesen haben das gleiche Format wie die Wandfliesen, sorgen jedoch durch die dunklere Tönung für eine „erdende“ Wirkung – sowohl optisch als auch im übertragenen Sinn. Während also die hellen, aber warmen Wände eine raumweitende, zurückweichende Wirkung haben und farbpsychologisch anregen und aktivieren, vermittelt der kontrastierende Boden den Eindruck einer griffigen und festen Basis.

Dusche und Wanne sind aufgrund des begrenzten Platzes wie in der Vorhersituation miteinander kombiniert. Nun dient anstelle des Duschvorhangs ein klappbares Glaselement raumsparend und dezent als Spritzschutz.

Eine besondere gestalterische Bedeutung kommt der Lichtvoute zu: Zusammen mit der Oberkante der Vorwandinstallation wurde sie genau auf Höhe der Wandnische an der Wanne angebracht. Sie gibt dem gesamten Raum einen einheitlichen, klaren oberen Abschluss und erhellt indirekt den Deckenbereich. Die Umsetzung erfolgte mittels einer LED-Lichtschiene im Aluminiumprofil. Die indirekte Beleuchtung erzeugt eine für den innenliegenden Raum vorteilhafte diffuse Helligkeit, die durch ihren Charakter dem Tageslicht im Außenraum nahekommt. Ergänzt wird die Beleuchtung durch drei direkt strahlende Einbaustrahler über dem Wandbild in der Nische sowie Deckenspots.

Dieses Wandbild – 170x120cm groß – ist der eigentliche Clou im Bad. Das Motiv bietet einen Blickfang und erweitert den Raum – ganz zeitgemäß wird hier die Tradition der Trompe-l’oeil-Wandmalereien aufgegriffen. Das Bild ist ein Hinterglas-Fotodruck auf 8mm-Acrlyglas, es ist flächenbündig mit der Fliesenkante montiert. Das Fotomotiv wurde über eine sogenannte Stockfoto-Plattform ausgewählt und mit einer einfachen Lizenz für die Weiterverwendung erworben. Die Lieferung und Montage erfolgte durch die Tischlerfirma.

Insgesamt weckt der Raum nun Assoziationen an einen Tag am See. Natürliche Materialtöne wie Holzoptik und Natursteindekor sowie das Wandmotiv erzeugen dabei ein Wohlfühlambiente.

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Dieser Artikel erschien zuerst als Beitrag in der Fachzeitschrift SBZ des Sanitär- und Installateurhandwerks, Ausgabe 5/2023
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